Am Abend des 01.03.2025 machten zwei Schulkollegen und ich uns per Auto auf den Weg Richtung Lillehammer-Norwegen. Im Gepäck, zum einen unsere Koffer und zum anderen Lebensmittel, die wir Daheim schon eingekauft hatten, um unser Budget erstmal ein wenig zu schonen. Unsere Tour führte uns zuerst zur dänischen Grenze, wo wir unseren ersten Stopp einlegten: Fahrerwechsel. Weiter ging es dann zur Øresundsbroen alias Öresundbrücke welche von Kopenhagen nach Malmö führt. Bei Erreichen der Brücke war die Sonne schon untergegangen. Also fuhren wir durch Schweden gänzlich im Dunkeln. Wir wechselten auf halbem End noch einmal den Fahrer und fuhren ohne sonderliche Ereignisse über die Grenze nach Norwegen.
Gegen ca. 9 Uhr erreichten wir dann schließlich Lillehammer, wesentlich früher als wir eigentlich gedacht hatten.
Also nahmen wir Kontakt mit unserem Ansprechpartner vor Ort auf, Arnstein einem lokalen Lehrer der dortigen Schule. Wir waren zu früh, um in unserer Unterkunft einchecken zu können also nannte er uns ein paar Plätzchen, an denen wir Frühstücken gehen konnten, was wir prompt auch taten. Doch selbst nach einem gemütlichen Frühstück am Bahnhof sah unser Zeitmanagement nicht viel besser aus, aber wir versuchten einfach unser Glück bei der Unterkunft. Dort bekamen wir von dem netten Paar, welches das Häuschen führten, die Info, dass wir zwar erst später einchecken konnten, jedoch ein Gemeinschaftsraum zur Verfügung stand, in welchen wir die Zeit überbrücken könnten.
Wir stiegen aber erst einmal wieder ins Auto und schauten uns die Gegend in und um Lillehammer etwas an, bis wir so ungefähr gegen Mittag, das Angebot dankend annahmen und uns in den besagten Gemeinschaftsraum setzten. Wir unterhielten uns ein wenig mit dem Hauseigentümer und dösten ein wenig auf dem Sofa.
Er dauerte aber gar nicht allzu lang, da hieß es, wir könnten zumindest unser Zimmer schon einmal beziehen. Dort richteten wir uns ein wenig ein und tankten Energie, nach mehr als 24 Stunden wach sein und ca. 15 Stunden Autofahrt.
Die Unterkunft und Aussicht:
Gegen Abend trafen dann allmählich die restlichen Austauschschüler ein, welche wir zuvor ja schon einmal beim Interkulturellen Training kennenlernen durften. Wir warteten im Lokal am Bahnhof auf sie, wo wir ebenfalls das erste Treffen mit Arnstein hatten.
Arnstein erzählte uns ein wenig über den Ablauf des ganzen Austauschs und wer wo arbeiten würde. Zusätzlich machten wir aus, dass Arnstein uns am nächsten Morgen in Gruppen abholen würde, um uns zu unseren Arbeitsplätzen zu bringen. Am nächsten Morgen stand also auf dem Plan, 8 Uhr Abfahrt zu den Betrieben. Arnstein sammelte uns ein und übergab uns an die jeweiligen Betriebsleiter.
Nach einer kurzen Führung wurde ich dann in meine Abteilung eingeteilt und landete bei Bertel O. Steen, einem Mercedes und Kia
Händler, in der Werkstatt für Stellantis (Peugeot, Renault, Citroen, Opel etc.) und Kia. Meine Arbeitszeit für die nächsten drei Wochen war nun von 7 Uhr bis 15: 30 Uhr mit einer halben Stunde Pause pro Tag.
Die Tage der ersten Woche waren eher ereignislos, bis auf die Abende, an denen wir meist erst zusammen kochten und dann uns zum Kartenspielen zusammensetzten.
Tagsüber hatte ich folgende Aufgaben:
Woche 1
03.03 – Kühlsystem eines BEV gespült
– “TÜV”-Abnahme
– Temperatursensor ersetzt
04.03 – Windschutzscheibe ersetzt
– Service Motoröl/Microfilter
– “TÜV”-Abnahme
05.03 – Service Motoröl/Microfilter/Zündkerzen/Kraftstofffilter
– Service Motoröl/Microfilter
– Neuwagen Übergabedurchsicht
– Halle gewischt
06.03 – Motordiagnose: Kompressionsmessung
– Service Motoröl
– Technische Aktion Querlenker ersetzt
– Zugstrebe ersetzt
07.03 – Service Motoröl/Microfilter
– Fahrwerksfedern vorn ersetzt
– Ölpumpe und Ölpumpenriemen Sichtprüfung: Ölwanne demontiert
Am Samstag der ersten Woche gingen wir dann Skifahren, nachdem wir am Donnerstag,
dank Arnstein, kostenlos Ski Equipment leihen konnten. Wir machten uns auf den Weg zur Skipiste nach Hafjell und fuhren von ca. halb 12 bis 16 Uhr. Ich war zuvor noch nie Skifahren also musste ich erst einmal die Grundlagen lernen, doch zum Glück konnte zumindest einer von uns Dreien halbwegs professionell Skifahren. Am Ende des Tages konnte dann auch ich mich zumindest auf den Skiern halten und einigermaßen Gefälle überstehen.
Wieder in der Unterkunft aßen wir etwas und machten uns dann fertig, denn der Plan war, später in einen lokalen Club zu gehen: die “Brenneriet”. Dort trafen wir zum Beispiel einen gebürtigen Deutschen, der im Kleinkindalter mit seinen Eltern nach Norwegen ausgewandert
war. Aber er erzählte das aufgrund der wirtschaftlichen Lage und der immer höheren Lebenshaltungskosten seine Eltern, nach nun fast 20 Jahren, wieder nach Deutschland zurückwollten. Am Sonntag war dann
Ruhetag.
Auch die nächste Woche war ein immer gleicher Ablauf vom Aufstehen, zur Arbeit fahren,
Arbeiten, zur Unterkunft fahren, kochen, Kartenspielen, schlafen. Mit einer Ausnahme. Der Mittwoch war interessanter, wir gingen mit auf einen Schulausflug hoch zur Arena in Lillehammer, wo wir rodeln konnten und Langlaufski fahren, wenn wir wollten. Gegen
Mittag wurden Feuer gemacht und alle grillten sich Hot Dogs oder Stockbrot. Dann ging es aber schon wieder zurück in die Unterkunft. Mit dem langen Nachmittag vor uns überlegten ich und einer der beiden Schulkollegen uns einen Film im Kino anzuschauen, was wir später auch taten.
Woche 2
10.03 – Windschutzscheibe ersetzt
– Service Motoröl
– Bremse vorn und hinten schmieren
11.03 – Neuwagen Übergabedurchsicht
– Service Motoröl/Microfilter
– Windschutzscheibe Reparatur
12.03 – Schulausflug
13.03 – Bremse vorn und hinten schmieren
– Service Bordnetzbatterie ersetzt
– Service Motoröl
14.03 – Bremse vorn ersetzt
– Geräuschfehlersuche vorn links
– Stabilisator teilersetzt
Am Samstag der zweiten Woche gingen wir wieder in die Brenneriet diesmal aber nicht nur
zu dritt, sondern drei weitere Austauschschüler schlossen sich uns an. Auch dieser Sonntag
war dann wieder Ruhetag.
Im Laufe der letzten Woche wurden meine Arbeiten wesentlich interessanter, ich durfte mehr allein arbeiten und bekam meine eigenen Aufträge.
Woche 3
17.03 – Windschutzscheibe ersetzt
– Riemenspanner ersetzt
– Windschutzscheibe Reparatur
18.03 – Zahnriemenwechsel
– Wasserpumpe ersetzt
– Fehlersuche Anhängeranschluss
19.03 – Fehlersuche Anhängeranschluss
– Fehlersuche Gebläse Motor
20.03 – Gebläse Motor ersetzt
– Fahrer und Beifahrerairbag ersetzt
21.03 – Kabelsatz Anhängerkupplung erneuert
– Fehlersuche Anhängeranschluss
Am Freitag der dritten Woche bekamen wir drei Jungs dann schon um Mittag frei, um unsere
Taschen und das Auto zu packen, da wir im Laufe der Nacht aufbrechen wollten, wieder
Richtung Heimat. Doch der Plan änderte sich, weil wir wesentlich schneller mit allem fertig
waren als gedacht und wir brachen schon am Nachmittag auf, zusammen mit allen anderen,
die in den Zug stiegen. Nach einer sehr lustigen und gesangsvollen Fahrt, bei der wir zumindest vom wunderschönen Schweden noch einiges in Tageslicht bewundern durften, erreichten wir gegen Morgen des Samstags wieder den Heimathafen. Routenmäßig fuhren wir dieselbe Strecke wie auf dem Hinweg: durch Schweden, dann über die Øresundsbroen nach Dänemark und weiter nach Deutschland.
Nachhaltigkeit:
In Punkto Nachhaltigkeit ist mir etwas ganz Zentrales, erst recht in meinem Beruf, aufgefallen. Die Anzahl der Elektrofahrzeuge, die sich auf den Straßen Norwegens bewegen
ist doch ein gutes Stück höher als hier in Deutschland, jedoch nicht ganz so extrem wie
vorher drauf angespielt worden war. Trotzdem ein Schritt in die richtige Richtung. Generell
wurde auch weniger das Auto genutzt als Dinge wie Einkäufe etc. zu Fuß zu erledigen, auch
in einem kleinen Dorf wie Lillehammer, wo die Strecken doch auch mal länger werden konnten.
Das Konzept der Digitalen Werkstatt mit Tablets statt Papieraufträgen war aber auch schon,
wie meine Kollegen verlauten ließen, seit einiger Zeit umgesetzt worden, was ja in
Deutschland noch etwas auf sich warten lässt in einigen Betrieben.
Anders als beim Müll. Die Trennung des Mülls, privat war zwar da, wenn auch nicht so ganz
ausgeprägt wie bei uns, jedoch in betrieblicher Form war hiervon nicht viel zu spüren. Sachen
wie Ölverschmutze Tücher landeten im einfachen Müll und generell einen Ölfleck mit einem Papiertuch aufzuwischen, hier undenkbar, war in Norwegen scheinbar “normal”. Weiter waren auch in den Supermärkten z.B. Gurken wieder einzeln in Plastik eingeschweißt, was ja glücklicherweise hierzulande stark abgenommen hat.
Es gab aber wiederum ein Pfandsystem und zum Streuen der Straßen wurde Split statt Salz
genutzt.
Alles in allem habe ich bis auf diese wenigen Dinge keine wirklichen Unterschiede wahrnehmen können. In einigen Aspekten sind wir hier in Deutschland dann unerwarteterweise doch etwas weiter als die Norweger, doch genauso gibt es auch umgekehrt Punkte in denen sie uns nach wie vor voraus sind.
Noah Gröneweg
