Betonwände im Innern begrenzen die Bühne, eine betrübende Szenerie eröffnet sich den Zuschauenden, die bereits ihre Plätze eingenommen haben. Vor dem Theater tummeln sich die Angehörigen, Freund*innen und Lehrer*innen, in aufgeregter Erwartungshaltung, was ihre Schützlinge auf der Bühne zeigen werden.
Das Stück ist angelehnt an „Das Schloss“ von Franz Kafka (1922/1926).
Unter Vorkehrung aller notwendigen Schutzmaßnahmen füllt sich langsam der Zuschauerraum und es wird mit jedem Gong etwas stummer und dunkler… gleich geht´s los.
Insgesamt stehen 23 junge Menschen auf der Bühne, die aus neun verschiedenen Ländern kommen- Irak, Syrien, Eritrea, Gambia, Kasachstan, Moldawien, Türkei, Serbien und Deutschland – zusammengesetzt aus drei Berufsbildenden Schulen:
BZTG Oldenburg – Berufseinstiegsklasse Farbe und Holz,
BBS Wechloy und
BBS Haarentor
jeweils aus den Sprachlernklassen, die sich den Zuschauenden als zwei Gruppen/Chöre präsentieren:
Einmal der graue Chor, der die zuständige Schlossbehörde darstellt und ein zweiter Chor, gekleidet in Grau und Orange, der den Fremden namens K. darstellen soll. Dieser versucht in dem Schloss, welches ein Dorf symbolisiert, Eintritt zu erhalten. Dabei ist für alles, wirklich alles, eine Erlaubnis erforderlich; für den Eintritt in das Schloss überhaupt, für´s Auto fahren, für´s Arbeiten, selbst um einen Spaziergang zu machen, bedarf es einer…
K.: „Gut, dann werde ich mir also die Erlaubnis holen müssen“.
Voller Tatendrang und Optimismus macht sich K. daran, die Genehmigungen telefonisch zu bekommen. Die Szenerie der Bühne untermalt die Gegensätze zwischen Optimismus und Frustration perfekt: Symbolisch steht die Farbe Grau für Neutralität und Gleichgültigkeit und dem Orange wird eine optimistische Grundhaltung zugeschrieben, es untermalt die Energie von K., mit der er an die Herausforderungen herangeht. Die Musik unterstreicht die unzähligen Telefonate, ist dabei sehr dynamisch und erinnert dennoch an die allseits bekannten Warteschleifenmelodien.
Die Lichtinszenierung und das Bühnenbild bilden den perfekten Rahmen für die ambivalente Stimmung, in die der K.-Chor die Zuschauenden entführt – Träume, Ängste, Unruhe, Freude, Zukunft, Krieg, Vergangenheit, Familie, Verwechslung – eine Unruhe, die von flackerndem Licht und unruhiger Musik untermauert wird – das Bühnenbild selbst ist die meiste Zeit von grauen Mauern umrandet.
Der graue Chor stempelt, frankiert und verschickt die orangen Briefe mit den „Erlaubnissen“ in einer Monotonie, die beispielhaft für die deutsche Bürokratie steht.
Die Ambivalenz wird fortgeführt…aufstehen, hinfallen, aufstehen, hinfallen und wieder aufstehen… Auf eine Absage folgt dann doch wieder eine Zusage – Die grauen Wolken im Hintergrund verschwinden, blauer Himmel erscheint, es halten sich alle unterstützend an den Schultern und der endgültige Entschluss feststeht: ICH BLEIBE HIER!
Eine sehr gelungene Inszenierung eines hochaktuellen Problems, das alle jungen Menschen betrifft, die den Eintritt in das Berufsleben und die Gesellschaft suchen.
Vielen Dank an alle jungen Menschen, die an der Entwicklung und Umsetzung des Theaterstücks teilgenommen haben und vielen Dank an die tolle Inszenierung des Oldenburgischen Staatstheaters. Ein besonderer Dank gilt unserer Kollegin Margit Ostern für ihre engagierte Arbeit, die gemeinsam mit den anderen Schulen eine tolle Gesamtleistung hervorgebracht hat.
Die ausdrucksstarken Fotos hat Stefan Walzl gemacht, auch dafür ein großes Dankeschön.
Nähere Infos findet ihr hier: https://staatstheater.de/programm/projekte/schulespieltheater Hier findet ihr die Geschichte zu unserem Projekt, die Fotos von Stefan Walzl und den Trailer von der Firma Siegersbusch. Schaut einfach mal rein!
Auf Instagram sind wir natürlich auch. Ihr könnt gerne unseren Beitrag liken unter:https://www.instagram.com/p/CZEO2sdqDGi/?utm_medium=copy_link
Unser Projekt wurde filmisch von Frank Bekuhrs (Oeins) begleitet. Hier findet ihr unseren TV Beitrag: https://oeins.de/mediathek/die-neuesten-videos/?no_cache=1 (ab Minute 22:45 findet ihr den Beitrag). Am 11.02. wird um 21:30 Uhr der Mitschnitt unserer
Premiere bei Oeins ausgestrahlt und eine Doku ist gerade in Arbeit.